Schauspielerinnen und mutige Frauen des Widerstands - Ein Spaziergang zu Straßen, die nach berühmten Frauen benannt wurden
Berlin hat Nachholbedarf: Von den rund 10.000 Straßen in der Hauptstadt sind nur etwa 600 nach Frauen benannt. Dagegen stehen rund 3.000 Straßen, die männlichen Dichtern, Malern und Politikern gewidmet sind. Weil in Berlin die Bezirke für die Straßennamen zuständig sind, gibt es unterschiedliche Regeln in der Stadt, aber generell muss seit 2017 eine Ausführungsvorschrift zum Berliner Straßengesetz berücksichtigt werden: „Frauen sollen verstärkt Berücksichtigung finden.“
Adele Sandrock
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Adele-Sandrock-Straße, Berlin-Hellersdorf
Noch heute wird sie in Schauspielerkreisen „die große Sandrock“ genannt. Das lag nicht nur an ihrer körperlichen Erscheinung, sondern sicher auch an der Grandezza, die sie jeder ihrer Rolle verlieh. Adele Sandrock, 1864 in Rotterdam geboren, 1937 in Berlin verstorben, war auf der Bühne, im Stummfilm und später im Tonfilm einer der größten Stars ihrer Zeit. Der Berliner Bezirk Hellersdorf benannte 1992 in einem Wohngebiet mit vielen Grünflächen eine Straße nach ihr. Vielen Mieterinnen und Mietern der STADT UND LAND ist die Straße gut bekannt, denn im Haus mit der Nummer 10 befindet sich das Servicebüro Hellersdorf sowie die Tochtergesellschaft STADT UND LAND FACILITY-Gesellschaft mbH.
Elsa-Ledetsch-Weg und Gisela-Reissenberger-Platz, Berlin-Marzahn
Im Wohnquartier Gut Alt-Biesdorf wird an zwei Frauen erinnert, die beide als Widerstandskämpferinnen gegen das NS-Regime viel Mut bewiesen haben. Elsa Ledetsch und ihre Tochter Gisela Reissenberger versteckten in den Jahren 1943 und 1944 fünf jüdische Mitbürger. Dafür wurden die beiden Frauen 1988 von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern geehrt. Die Straßenbenennungen hatte die STADT UND LAND bei der Entwicklung des Neubaugebiets angeregt. Im Oktober 2020 konnten die blauen Straßennamensschilder angebracht werden.
Johanna-Tesch-Straße, Berlin-Treptow
Auch diese Straße erinnert an eine mutige Frau, die sich dem Naziregime widersetzte. Johanna Tesch, geboren 1875 in Frankfurt/Main, war als SPD-Politikerin Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und von 1920 bis 1924 Mitglied des Deutschen Reichstags. Nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat wurde sie mutwillig verhaftet und ins KZ Ravensbrück gebracht, wo sie im März 1945 an Unterernährung verstarb. Im Ortsteil Niederschöneweide erinnert nun eine Straße an Johanna Tesch, mitten in einem grünen Neubaugebiet der STADT UND LAND.
Fritzi-Massary-Straße, Berlin-Neukölln
Von Treptow ist es nicht weit nach Neukölln: In den wilden Zwanzigerjahren war die gebürtige Wienerin Fritzi Massary (1882 – 1969) einer der größten Stars in Berlin: In zahlreichen Revuen und Operetten feierte die Sopranistin wahre Triumphe, ob als „Lustige Witwe“, „Czárdásfürstin“ oder als „Frau, die weiß, was sie will“. 1932 konnte sie mit ihrem Ehemann Deutschland verlassen und später in die USA emigrieren. In der Neuköllner High-Deck-Siedlung ist ihr seit 1977 eine Straße gewidmet.
Hertha-Block-Promenade, Berlin-Schöneberg
Die Promenade, die im Jahr 2012 nach Hertha Block benannt wurde, verbindet auf beiden Seiten des Alfred-Lion-Stegs die Ortsteile Schöneberg und Tempelhof miteinander. Die Bibliothekarin Hertha Block (*1906) war aktiv im Widerstand gegen die Nationalsozialisten und wurde 1933 im SA-Gefängnis auf dem Kasernengelände an der General-Pape-Straße inhaftiert, woraufhin sie ihre Anstellung verlor. Später wurde sie erneut verhaftet. Nach dem Krieg baute sie die Stadtbücherei im Rathaus Schmargendorf auf.
Boraweg, Berlin-Lankwitz
Die letzte Station führt uns nach Lankwitz: Der schmale Pfad ist eines der wenigen Beispiele, bei dem nur der Nachname einer Frau für eine Straßenbezeichnung in Berlin verwendet wird. Bereits seit 1926 erinnert diese Verbindung zwischen der Gallwitzallee und der Mühlenstraße an die Ehefrau Martin Luthers: Katharina von Bora (1499–1552). Als Nonne eines Zisterzienserklosters heiratete sie 1525 den Mönch und späteren Kirchenreformator. Das Paar hatte insgesamt sechs Kinder. Die heutige Forschung ist sich sicher, dass Katharina von Bora auch eine enge Beraterin Luthers war und großen Einfluss auf sein Werk hatte