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Kunstpreis Neukölln 2020

Berlin, 24. Januar 2020 - Für den diesjährigen Kunstpreis hatten sich über 170 Künstler*innen mit einem Wohnsitz oder Atelierstandort in Neukölln beworben – mehr als in den vergangenen Jahren. Acht von ihnen wurden von einer siebenköpfigen Fachjury nominiert und erhielten somit die Möglichkeit auf eine Auszeichnung. Nun stehen nach einem mehrstufigen Auswahlprozess die Preisträger*innen fest.

Jury und Preisträger des Neuköllner Kunstpreis 2020 bei der Preisverleihung

Für den Neuköllner Kunstpreis 2020 waren nominiert:
Mara Diener, Eva Dittrich, Vanessa Enriquez, Catherine Evans,
Jinran Ha, Katrin Hoffert, Johannes Lacher und Jana Sophia Nolle.

In einer feierlichen Zeremonie im Heimathafen Neukölln wurden am 24. Januar 2020 folgende Preise durch die Kulturstadträtin Karin Korte verliehen:

1. Preis – 3.000 Euro: Catherine Evans mit Standing Stone
2. Preis – 2.000 Euro: Jinran Ha mit Zwei Machthabende und 98 Individuelle
3. Preis – 1.000 Euro: Vanessa Enriquez mit Variations on Line n. 8

Die Jury begründet ihre Auswahl wie folgt:

Catherine Evans' Arbeit „Standing Stone“ ist der spannende Versuch einer Systemfindung. Was wie ein objektives Diagramm wirkt, speist sich jedoch aus subjektiven Koordinaten. Die Position der Steine an der Wand entspricht der Position der Muttermale auf ihrem eigenen Rücken. Durch die grafischen Elemente (Stäbe, Klebeband und Schatten) erinnert das Diagramm
an eine Karte mit Sternbildern. Mit diesem poetischen Mapping überführt Evans den Körper in ein dreidimensionales Zeichensystem. So greift sie zugleich ins Kosmische, Überindividuelle aus. Die Arbeit ist Installation und Zeichnung zugleich. Es entsteht ein fragiles Gleichgewicht aus Steinen und Stangen, Schweben und Schwere, Körper und Linie – Metapher für die Existenz der Künstlerin sowie für das Leben schlechthin.

Jinran Ha personalisiert in ihrer kinetischen Skulptur „Zwei Machthabende und 98 Individuelle“ alltägliche Gebrauchsgegenstände und beschreibt soziale Typen sowie zwischenmenschliche Beziehungen. Zwei gleiche Ventilatoren stehen einander als „Machthabende“ gegenüber und versetzen 98 identische Kleiderbügel in wellenartige Bewegung, hin und her zwischen den beiden Polen. Die Bügel erzeugen untereinander ein zartes Klingen, das im Gegensatz zu dem dominanten Grundrauschen der „Machthabenden“ steht. Mit leisem Humor veranschaulicht die Künstlerin gesellschaftliche Prozesse zwischen Autorität, Gehorsam und Beeinflussung. Es stellt sich die Frage, wie sich der Einzelne in der Masse verhält und ob eine Rebellion möglich ist. Jinran Ha gelingt mit einfachen Mitteln eine spielerische Beschreibung sozialer Dynamiken und ein treffender Kommentar zu Mechanismen der Meinungsbildung. 

Die Raumzeichnungen vom Vanessa Enriquez bilden Gedankenmodelle ab. Die Arbeit „Variations on Line n. 8“ führt Linien in den Raum und wird zu einer in ihrer Vielschichtigkeit überzeugenden Skulptur. Sie eröffnet multidimensionale Gedankenräume, die die Betrachtenden einladen, sich mit der Arbeit im Raum aus unzähligen Perspektiven zu beschäftigen. Die an Wand und Boden akkurat gesetzten Linien der ortspezifischen Installation aus VHSTape laufen in ungebändigte Verschlingungen aus. Die von der Künstlerin verwendeten, nuancenreichen Schwarztöne des VHS-Tapes unterstreichen die nicht entschlüsselbaren Inhalte des Mediums und verweisen auf geheimnisvolle Bedeutungsdimensionen. 

Die STADT UND LAND Wohnungsbauten-Gesellschaft mbH, im vierten Jahr Förderer des Neuköllner Kunstpreises, wird erneut einen Sonderpreis vergeben und damit verbunden einen Ankauf tätigen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die mehr als 48.000 eigene Wohnungen verwaltet, hat ihren Konzernsitz in Neukölln und ist mit der Geschäftsführerin Anne Keilholz auch in der Jury vertreten. Angekauft wird ein Werk der Künstlerin Katrin Hoffert.

Der Fachjury gehörten an: 

Ingo Arend (Journalist), Matthias Beckmann (Künstler), Dorothee Bienert (Leiterin der Kommunalen Galerien Neukölln), Anne Keilholz (STADT UND LAND Wohnbauten Gesellschaft mbH), Thorsten Schlenger (Kulturnetzwerk Neukölln e.V.), Anne Schwarz (Galeristin) und Franca Wohlt (Künstlerin und 3. Preisträgerin des Neuköllner Kunstpreises 2017).

Der vierte Neuköllner Kunstpreis ist eine Kooperation des Fachbereichs Kultur mit dem Kulturnetzwerk Neukölln e. V. Ideell und finanziell wird dieses Veranstaltungsformat durch die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH unterstützt.

Ausstellung in der Galerie im Saalbau vom 25. Januar bis 29. März 2020
29. März 2020, 18 Uhr: Finissage und Rundgang durch die Ausstellung mit den Künstler*innen


Für Anfragen und Bildmaterial wenden Sie sich bitte an:
yolanda.kaddubezirksamt-neukoellnde, 030 902394084

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