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Extremismus in der Nachbarschaft: Dialog oder Distanz? STADT UND LAND lud zur zweiten Runde ihrer Diskussionsveranstaltung ein

Wie können Menschen in ihrer Nachbarschaft trotz soziokultureller Unterschiede friedlich und gewaltfrei zusammenleben, ohne sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt bei der Dialogveranstaltung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND am 24. April 2024.

Berlin, 25. April 2024 - Wie können Menschen in ihrer Nachbarschaft trotz soziokultureller Unterschiede friedlich und gewaltfrei zusammenleben, ohne sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt bei der Dialogveranstaltung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND am 24. April 2024. Unter dem Titel "Extremismus in der Nachbarschaft - Dialog oder Distanz?" trafen sich Experten im „Xelor Kesselhaus“ in Neukölln. Moderator Volker Wieprecht diskutierte mit den Gästen über den Umgang mit unterschiedlichen Überzeugungen und die Prävention von Extremismus. Höhepunkt des Abends war die Keynote von Bundespräsident a.D. Christian Wulff, der in seiner Rede „Vielfalt ohne Regeln bedeutet Anarchie - Einfalt bedeutet Stillstand“ die Bedeutung von Regeln und Toleranz in einer vielfältigen Gesellschaft betonte.

Buzzword: Integration und Dialog – ist Deutschland bereit?

„Integration ist ein komplexes und polarisierendes Thema“ – eine echte Herausforderung heutzutage. Damit eröffneten Ingo Malter, Geschäftsführer von STADT UND LAND, und der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff die Veranstaltung. Und selbst wenn die Vielfalt, die diese Welt prägt, herausfordern kann – „was bleibt uns noch übrig?“, fragte der ex-Bundesministerpräsident mit einem Lächeln in die Runde. In seiner Rede betonte er, Deutschland brauche mehr Zuwanderung – und damit auch viel mehr Dialog! Ein heikles Thema, denn laut dem jüngsten Bericht der Organisation InterNations (kurz: ein globales Netzwerk von Expats, also Menschen, die im Ausland leben und arbeiten) scheint die Republik bei Expats keinen besonderen guten Ruf zu haben und belegt in einer Rangliste von 53 Gastländern nur Platz 49. „Mehr Zuwanderung, mehr Integration und Toleranz“, forderten Wulff und die Experten, die den Dialog gestern Abend mit Statistiken, Literaturzitaten und außergewöhnlichen persönlichen Erfahrungen bereichern konnten. Unter anderem spielt das Wohnumfeld eine wichtige Rolle bei der Definition der Identität – des Einzelnen und der Gruppe. Denn es sind vor allem die berühmten „vier Wände“, die einen sicheren Ort der Begegnung, des Dialogs und, warum nicht, der Freundschaft und der Liebe schaffen. Die Frage aus dem Publikum in der Fishbowl-Diskussion am Ende der Veranstaltung kam daher nicht unerwartet: Was passiert, wenn Menschen, die unter einem Dach leben, sich nicht begegnen wollen?

Orte der Begegnung schaffen

„Ich bin in der Waschküche meines Wohnhauses aufgewachsen. Dort trafen verschiedene Menschen, Kulturen und Sprachen aufeinander. Nicht, dass jemand gerne Wäsche gewaschen hätte, aber das Zusammenkommen war einfach notwendig“: Die Journalistin Güner Balci schlägt eine praktische Lösung vor, um Menschen wieder zusammenzubringen. Sie selbst ist Integrationsbeauftragte in Neukölln und hat täglich mit dem Thema zu tun. Wo in Deutschland „Kaffee und Kuchen mit den netten Nachbarn“ nicht mehr funktioniert, müssen neue Begegnungsräume geschaffen werden. Hier sollen Menschen in Kontakt kommen können und vor allem müssen. In einer Gesellschaft, die durch COVID den Kontakt zueinander verloren hat, müssen wir solche Begegnungsmomente erst ermöglichen. Oft braucht es dafür nur einen kleinen Anstoß. „Aus der Not eine Tugend machen“, wie ein altes lateinisches Sprichwort sagt. Das Ziel: Vertrauen aufbauen, aufeinander zugehen und voneinander lernen. Integration ist in der Tat komplex, eine echte Disziplin, die gefördert werden muss – vor allem in den kleinen täglichen Anstrengungen der Kommunikation. Dabei erinnerte Silke Zimmermann, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Berliner Vereins GESICHT ZEIGEN! e.V., daran, wie wichtig das Streiten für Demokratie ist. Denn: "Demokratie funktioniert nur mit einer gesunden Streitkultur.“

„Wir brauchen Vielfalt“: über eine positive Zukunftserzählung der Integration

Bevor die Referenten in die Diskussion einstiegen, hob Christian Wulff in seinem Vortrag hervor, wie wichtig es sei, die Vielfalt unserer Gesellschaft zu fördern. Dafür brauche es, wie er sagte, eine "positive Zukunftserzählung". Die Verbindung von Begriffen wie Islam und Terrorismus trage nicht dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen: "Haben Sie schon von den 5.000 muslimischen Soldatinnen und Soldaten gehört, die in der Bundeswehr dienen?“, fragte er. Rhetorik und eine sorgfältige Wortwahl können helfen, die Welt besser zu verstehen. 

„Bildung und das richtige Umfeld helfen“ - das weiß Christian E. Weißgerber, der über seinen erfolgreichen Ausstieg aus der rechten Szene berichtet. Und dass Integration funktioniert, zeigte die Tatsache, dass neben ihm auf dem Podium der Rabbiner und DAAD-Assistenzprofessor an der University of Florida, Dr. Armin Langer, saß. Information und Verständnis seien die Werkzeuge, um mit Vielfalt umzugehen. „Es beginnt mit der Auseinandersetzung mit sich selbst“, verrät Silke Zimmermann.

Das Bewusstsein dafür, wer wir sind und die Bereitschaft aufeinander zuzugehen blieben am Ende als Kernbegriffe einer Diskussion im Raum, die eindrucksvoll aufzeigte, dass fruchtbarer gesellschaftlicher Dialog weiterhin möglich ist.

Pressekontakt STADT UND LAND

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Leiter Unternehmenskommunikation und Pressesprecher
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