STADT UND LAND Wohnen

Unsere Chronik: 1949 bis 1974

Vor 100 Jahren wurde mit der „Märkische Scholle“ Siedlungsgesellschaft mbH der direkte Vorläufer der STADT UND LAND gegründet. Eine vierteilige Chronik beleuchtet anhand der Themen „Knapper Wohnraum“ „Wohnungsbau in bewegten Zeiten“, „Nachhaltigkeit“ und „Menschen“ die Unternehmensgeschichte am Nabel der Zeit.

Als die „Märkische Scholle“ im Jahr 1924 gegründet wurde, war die Weimarer Republik wenige Jahre alt. Deutschland, insbesondere Berlin, kämpfte noch mit den Folgen des Ersten Weltkriegs, wie im ersten Teil der Chronik (Ausgabe 82) ausführlich beschrieben. Dank der Hauszinssteuer und durch Kredite der Stadt Berlin konnten gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften wie die spätere STADT UND LAND (die Umbenennung erfolgte 1931) in den Zwanzigerjahren bedeutende Siedlungsprojekte realisieren und somit den Aufbruchsgeist der jungen Demokratie mitprägen.

Die NS-Diktatur

Doch mit der Regierungsübernahme durch die Nationalsozialisten erlebte der Wohnungsbau ab 1933 drastische Veränderungen. Trotz der fortbestehenden Wohnungsnot wurde er zugunsten anderer Vorhaben stark reduziert. Neben dem Bau von Büro- und Verwaltungsgebäuden stand vor allem die Umgestaltung Berlins zur „Welthauptstadt Germania“ mit ihren monumentalen Bauwerken nach den Entwürfen von Albert Speer im Mittelpunkt. Im Wohnungsbau wurden größtenteils nur noch Siedlungen für Angehörige der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS) oder der Reichsmarine errichtet, während die Bedürfnisse der einfachen Bevölkerung aus den Planungen gestrichen wurden. Dadurch verfielen bestehende Gebäude zunehmend, auch wurden Baumaterialien und Bauarbeiter knapp.

Die NS-Zeit hinterließ nicht nur bauliche Spuren, sondern prägte auch die STADT UND LAND als Unternehmen nachhaltig. Geschäftsführer wurden aus politischen Gründen abberufen, um Platz für regimetreue Personen zu machen. Die Unternehmenszentrale wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; sämtliche Geschäftsunterlagen gingen verloren.

Schwieriger Neubeginn

Nach dem Krieg wurde die STADT UND LAND zu einer Tochtergesellschaft der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH (GSW). Zur allgemeinen Wohnungsnot in der Stadt gesellten sich nun noch unklare Mietverhältnisse – die Akten waren vernichtet – sowie die sich langsam abzeichnende Teilung der Stadt in Ost und West. Letztere erreichte bei der STADT UND LAND Ende 1948 einen Höhepunkt: Obwohl die Verwaltung im Westteil der Stadt angesiedelt war, forderte die sowjetische Militäradministration alle Mitarbeiter auf, ihre Tätigkeit von nun an in Ost-Berlin aufzunehmen, da sich der gesamte Wohnungsbestand im sowjetischen Sektor befand. Gleichzeitig wurden die bisherigen Geschäftsführer ihres Amtes enthoben. Im Mai 1949 folgte dann die Enteignung aller Wohnungsunternehmen in Ost-Berlin, darunter auch der STADT UND LAND.

1958 wurde die STADT UND LAND wieder eigenständig. 90 von der GSW übernommene Mitarbeiter bildeten den Kern des neu wiederaufgebauten Teams. Kurz zuvor hatte ihr die GSW noch knapp 10.000 Wohnungen in den Bezirken Neukölln und Tempelhof übertragen.

Die Teilung der Stadt

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 spitzte sich die Lage in Berlin dramatisch zu. Nicht nur das Alltagsleben der Menschen war durch die nun zementierte Teilung betroffen, Nachbarschaften wurden getrennt, Familien zerrissen – auch weltpolitisch war der „Kalte Krieg“ von diesem Zeitpunkt an auf Jahrzehnte festgeschrieben (darüber haben wir bereits im ersten Teil unserer Artikelserie in Ausgabe 82 berichtet).

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte haben sich der Städtebau und das Verständnis von urbanen Räumen in West- und Ost-Berlin sehr unterschiedlich entwickelt. Während in Ost-Berlin das Ideal des sozialistischen Städtebaus bis 1989 nahezu ungebrochen galt, setzte in West-Berlin im Laufe der Jahrzehnte ein Wandel ein. Aber der Reihe nach: ein Blick zurück auf die städtebaulichen Entwicklungen der 1960er-Jahre.

Großsiedlungen als neues Ideal

West-Berlin war eine Insel und Wohnraum mehr als knapp. Die Stadt wollte sich als „Schaufenster des Westens“ ein modernes, westliches Erscheinungsbild geben. Als generelles Leitbild setzte sich deshalb bei Architekten, Stadtplanern und dem Senat von Berlin immer mehr die Idee einer autogerechten Stadt nach amerikanischem Vorbild durch: Arbeiten und Wohnen sollte zunehmend getrennt werden. Dementsprechend wurden am Stadtrand moderne Großsiedlungen mit Hochhäusern als „Trabantenstädte“ geplant.

Die drei größten Siedlungen, die seit 1962 zum großen Teil in Großtafelbauweise errichtet wurden, waren das Märkische Viertel in Reinickendorf, die Gropiusstadt in Neukölln und das Falkenhagener Feld in Spandau. Jahr für Jahr wurden zwischen 17.000 und 22.000 neue Wohnungen errichtet. Bei aller Kritik – aus heutiger Sicht waren diese Zahlen ein Erfolg, um das Defizit an Wohnungen in West-Berlin zu verringern.

Wertewandel in Gesellschaft und Architektur

Die Bundesrepublik entwickelte sich indes zur „postindustriellen Gesellschaft“: Nicht zuletzt die Ölkrise und der Nachhall zur 68er Studentenbewegung veränderten die Gesellschaft – von einer „ökonomischen Zukunftsgewissheit“ hin zu einem „ökologischen Krisenbewusstsein“, wie dies Soziologen später beschrieben haben. Auch in der Stadtplanung und Architektur kam es dadurch zu einem kompletten Sinneswandel. Infolgedessen wurde die bis dahin gängige Praxis, alte Gebäude zugunsten von Neubauprojekten großflächig abzureißen, aufgegeben. Die Bevölkerung wollte die Substanz der Gründerzeitaltbauten behalten und stemmte sich erfolgreich gegen den Abriss ganzer Altbauquartiere. Anstelle der „Sanierung mit der Abrissbirne“ wurden nun die alten Gebäude in Abstimmung mit den Bewohnern umfassend saniert und Baulücken geschlossen. Eine Keimzelle dieser Entwicklung waren die Hausbesetzungen in West-Berlin, die unter anderem von früheren Entwicklungen in Amsterdam inspiriert waren. Die Konflikte zwischen den Hausbesetzern einerseits und den an hohen Spekulationsgewinnen interessierten Eigentümern andererseits führten in den Achtzigerjahren zu teils heftigen Auseinandersetzungen auf den Straßen West-Berlins.

Die Internationale Bauausstellung (IBA), die von 1984 bis 1987 stattfand, zeigte später auf, wie sich durch kritische Rekonstruktion und Reparatur die Innenstadt in West-Berlin als lebenswerter Wohnort bewahren ließ.

Mauerfall und Neubeginn im Osten

Zurück zur STADT UND LAND: 1989 errichtete und betrieb die STADT UND LAND als erste Wohnungsbaugesellschaft ein Wohnheim für Aus- und Übersiedler. Direkt nach der Öffnung der Mauer unterstützte sie zudem zwei der ehemaligen elf Wohnungsverwaltungen in Ost-Berlin mit finanziellen und personellen Mitteln sowie mit freigestellten Führungskräften, um die Transformation der kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV) in städtische Wohnungsbaugesellschaften voranzutreiben.

1991 hatte die STADT UND LAND einen Bestand von rund eigenen 22.000 Wohnungen. In diesem Jahr unterzeichnete sie einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit der neu gegründeten Wohnungsbaugesellschaft TREPTOW mbH. Insgesamt wurden deren 30.000 Wohnungen und 384 Beschäftigte übernommen. Der Gesamtbestand der von nun an gemeinsam verwalteten Wohnungen hatte sich mit 52.000 Wohnungen mehr als verdoppelt. Parallel dazu gelang es 1992, den ehemaligen Besitz der STADT UND LAND in Form von rund 2.300 Wohnungen im ehemaligen Ost-Berlin wieder zu übernehmen. Es folgten die umfassenden Sanierungen der „Plattenbausiedlungen“ im Ostteil Berlins; neben den Baureihen Q3A betraf dies vor allem die bekannten Wohnblöcke der Reihe WBS 70.

1999 folgte die Fusion mit der Ost-Berliner Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf (WoGeHe).

Die WoGeHe brachte 23.000 Wohnungen ein, und die STADT UND LAND verfügte zu diesem Zeitpunkt über rund eigene 33.500 Wohnungen. Somit wuchs der Wohnungsbestand der neuen STADT UND LAND kurz vor der Jahrtausendwende auf mehr als 56.000 Wohnungen an.

Schwere Fahrwasser auch heute

Sprung in die Gegenwart: Auch aktuell herrschen große politische, gesellschaftliche und persönliche Herausforderungen – mehrere Krisen bereiten den Menschen gleichzeitig Sorgen. Gerade erst wurde eine globale Pandemie überstanden, da begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nur wenige Flugstunden von uns entfernt. Über allem verschärft sich Jahr für Jahr die globale Klimakrise. Und dennoch gibt es auch gute Nachrichten, über die es sich in der Unternehmenschronik der STADT UND LAND berichten lässt: Zum Beispiel, dass seit 2014 kontinuierlich der Neubau von bezahlbaren Wohnungen durch die STADT UND LAND vorangetrieben wird. Rund 12.000 sind es mittlerweile (darüber und über weitere positive Weichenstellungen berichten wir im nächsten Teil unserer Artikelserie in Ausgabe 84).

Die STADT UND LAND engagiert sich auch hinsichtlich aktueller Herausforderungen: So konnte das Unternehmen beispielsweise im Mai 2023 dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten über 100 neue, bezahlbare Wohnungen auf dem Grundstück Hassoweg/Nelkenweg in Altglienicke übergeben.

Die STADT UND LAND, reagiert nicht nur Anforderungen unserer Zeit, sondern setzt auch selbst Impulse wie mit nachhaltigen Neubauprojekten zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes, mit Wohnungen für Geflüchtete und mit der perspektivischen Unterstützung für die Ukraine. Dieses Engagement gilt gleichermaßen in bewegten wie in unbeschwerteren Zeiten.

Der dritte Teil unserer Artikelserie widmet sich in der nächsten Ausgabe dem Thema „Nachhaltigkeit“. Wenn Sie schon jetzt mit uns auf Zeitreise gehen wollen, schauen Sie doch mal in unserer STADT UND LAND Online-ChronikDieser Link führt zu einer externen Seite vorbei.

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