Zwischen Schwertern und Zeitmaschinen

Hollywood mitten in Neukölln? Nur Eingeweihte wissen, dass sich im dritten Hinterhof der Karl-Marx-Straße 204/206 ein Ort verbirgt, ohne den so manche große Kinoproduktion oder Netflix-Serie nicht möglich gewesen wäre. STADT UND LAND – DAS MAGAZIN ist zu Besuch bei Peter Mühlenkamp und seinen Filmrequisiten.

„Stark nachgefragt sind zum Beispiel Flugzeugcockpits oder U-Boot-Kanzeln“, beginnt Peter Mühlenkamp zu erzählen, was hier in seiner Werkstatt an Modellen und Requisiten so alles entsteht. „Aber zumeist sind es Objekte, die so noch nie gezeigt wurden und auch in keinem Fundus zu finden sind, etwa futuristische Handys“.

Hier, zwischen Monsterbeinen und Laserwaffen, braucht es nicht nur eine beeindruckende Kreativität und Vorstellungskraft, was alles zu erschaffen ist. Es braucht auch die technischen Fähigkeiten, das alles umzusetzen. Peter Mühlenkamp besitzt beides. Schon früh im Studium, das ihn unter anderem ans Wimbledon College of Arts in London geführt hat, war ihm klar, wo sein Schwerpunkt liegen soll – bei den „special effects“ und den besonderen Requisiten. Später hat er dann gemeinsam mit Kollegen die heutige Werkstatt angemietet und das Unternehmen „Onsight Effects“ gegründet.

Aus welchen Materialien entstehen die Objekte? Waren es bei alten TV-Produktionen wie der Raumpatrouille Orion teilweise noch alte Bügeleisengriffe, die in den Schaltpulten verbaut waren, ist die heutige Technik viel weiter. „Wir arbeiten viel mit Elastomeren als Werkstoff, daneben natürlich Holz und Metall wie Aluminium und Messing. Oftmals bauen wir ein Objekt mehrfach aus unterschiedlichen Materialien, weil in der einen Szene eine Waffe aus hartem Stahl sein muss, in der nächsten Szene aus Schaumstoff, um zum Beispiel einen Stuntman nicht zu verletzen.“

Ein besonderes Objekt war ein mit „Edelsteinen“ besetzter Schwertgriff für „Die Schöne und das Biest“. Auch die Zeitmaschine für die deutsche Erfolgsserie „Dark“ hat Peter Mühlenkamp gebaut; ebenso eine Miniatur-Thermoskanne für einen Wes-Andersen-Film, die einen regelrechten Internethype ausgelöst hat.

Viele Aufträge müssen unter großem Zeitdruck fertiggestellt werden. „Da kommt auch mal eine Nachtschicht vor. Da wir hier aber nur Gewerbemietende im Hinterhof sind, werden keine Nachbarn gestört“, berichtet Peter Mühlenkamp. Seit 2015 gehört der Altbau der STADT UND LAND. „Wenn es mal etwas mit der Hausverwaltung zu besprechen gibt, reicht in der Regel ein kurzer Anruf“, so Mühlenkamp.

Gibt es noch einen bisher unerfüllten Wunsch? Gibt es ein Objekt, das die Karl-Marx-Straße bislang noch nicht als Auftrag erreicht hat? „Ja, mein Traum wäre es, einen DeLorean wie aus ‚Zurück in die Zukunft‘ zu bauen.“
Wer könnte hierzu Nein sagen?
Und das wäre – um es mit Marty McFly zu sagen: „Ganz schön stark!“