Im Interview: Ute Schäfer von der BSR "Zero Waste: Abfallvermeidung steht für uns an erster Stelle."
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) engagiert sich mit ihren rund 6.200 Beschäftigten in über 65 Berufsfeldern tagtäglich für die Lebensqualität in Berlin. Das Magazin der STADT UND LAND sprach mit Ute Schäfer, Leiterin Kundenmanagement der BSR – über null Verschwendung, illegale Abfallablagerungen und die anstehenden Herausforderungen der kommenden Jahre.
1 Ute Schäfer von der BSR "Zero Waste: Abfallvermeidung steht für uns an erster Stelle." 2 Die NochMall in Reinickendorf: Vorbeischauen lohnt sich.
Berlin soll Zero-Waste-Stadt werden und die BSR sieht sich bei der Verfolgung dieses Zieles als aktive Partnerin des Landes Berlin. Wie passt das zu Ihrer Rolle als Entsorgungsunternehmen?
Als kommunales Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsunternehmen gehört es zu unseren Kernaufgaben, die Entwicklung hin zu einer klima- und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft voranzutreiben und zum Mitmachen zu motivieren. Abfallvermeidung steht dabei für uns an erster Stelle. Wir setzen uns konsequent für Zero Waste, also null Verschwendung von Ressourcen, für mehr Re-Use und Recycling ein, das heißt mehr Wiederverwendung und Wiederverwertung. Müll ist nur das, was am Ende nicht wiederverwendet oder stofflich verwertet werden kann. Und auch für die Entsorgung dieser unvermeidlichen Reststoffe entwickeln wir immer effizientere und umweltfreundlichere Lösungen: Unser Müllheizkraftwerk in Ruhleben etwa versorgt schon heute mehr als 6.500 Berliner Haushalte mit klimafreundlicher Fernwärme.
Seit letztem Jahr ist die BSR allein zuständig für die Entsorgung von illegalen Abfallablagerungen im kompletten Stadtgebiet. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?
Die sogenannten wilden Mülldeponien betreffen leider alle Berliner Bezirke. Durch die direkte Beauftragung der BSR können unsere Teams nun schneller reagieren. Es bleibt aber eine Ordnungswidrigkeit und ist natürlich auch ein Ärgernis. Wir stemmen das – gleichzeitig fördern wir aber auch hier die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger und investieren in Services, die eine ordnungsgemäße Entsorgung erleichtern. Mit den BSR-Kieztagen zum Beispiel bringen wir den „kleinen Recyclinghof“ direkt in die Nachbarschaft, inklusive Tausch- und Verschenkmarkt vor Ort. Außerdem modernisieren wir unsere stationären Recyclinghöfe und schaffen vielfältige praktische Zugänge zu Wiederverwendung, Recycling und einem bewussteren Konsum, zum Beispiel in Kooperation mit der App „Tiptapp“, einem digitalen Marktplatz, der schnell und einfach Hilfe beim Transport von Gegenständen jeder Größe bietet, oder mit unserem Gebrauchtwarenkaufhaus „NochMall“ in Reinickendorf.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die BSR in den kommenden Jahren?
Dass die Klimakrise uns alle herausfordert, ist kaum noch zu übersehen. Wir übernehmen bereits heute Verantwortung, um die Zukunft nachhaltig mitzugestalten und die Vision einer klimaneutralen und lebenswerten Zero-Waste Hauptstadt Berlin Schritt für Schritt zu verwirklichen. Um die Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg mitzunehmen, entwickeln wir weiterhin Kampagnen für Stadtsauberkeit und einen nachhaltigen Lebensstil, aber auch konkrete Angebote für mehr Re-Use, Recycling und null Verschwendung. Gleichzeitig stellen wir uns als Unternehmen den Herausforderungen der Digitalisierung und unterstreichen mit Veranstaltungen wie der „Future Work Week“ die Attraktivität der BSR als Arbeitgeberin – auch im Bereich IT. Denn nur wenn es gelingt, auch künftig geeignete Fachkräfte für uns zu begeistern, können wir die Aufgaben von morgen gemeinsam stemmen.