STADT UND LAND Wohnen

Nachhaltige Bauprojekte in Ost und West

Schon vor der Wende entstand in Berlin ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf dem Wohnungsmarkt.

Vor 100 Jahren wurde mit der „Märkische Scholle“ Siedlungsgesellschaft mbH die direkte Vorläuferin der STADT UND LAND gegründet. Eine vierteilige Chronik beleuchtet anhand der vier Themen „Knapper Wohnraum“, „Unruhige Zeiten“, „Nachhaltigkeit“ und „Menschen“ die Unternehmensgeschichte am Nabel der Zeit. Lesen Sie in dieser Ausgabe den dritten Teil unserer Chronik.

Regenwasser aufzufangen, um es später zu nutzen – das galt Anfang der 1980er-Jahre noch als ziemlich seltsame Idee im Wohnungsbau. Bei der Landhaus-Siedlung Rudow, ganz im Süden von Neukölln, war dies nur einer von vielen nachhaltigen Aspekten. Die Siedlung war 1982 eine der ersten größeren Bauvorhaben, die nach ökologischen Gesichtspunkten entstanden ist. In Berlin war es sogar das erste Bauvorhaben überhaupt mit einer Regenwasserverwertung. Das Besondere an dieser Siedlung war auch die lockere Verteilung der 57 dreigeschossigen Gebäude über eine 20 Hektar große Fläche, die noch dazu viel Grün enthält. Damals wurden etwa 700 Bäume gepflanzt, inzwischen ist es ein kleiner Wald mit über 1.200 Bäumen.

Seit Anfang der 1990er-Jahre ist der Begriff Nachhaltigkeit in aller Munde. Ursprünglich stammt er aus der Forstwirtschaft. Heute steht er für das Prinzip, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu decken, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dazu müssen die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichberechtigt beachtet werden: wirtschaftliche Effizienz, soziale Gerechtigkeit und ökologische Tragfähigkeit.

Mit der Wiedervereinigung ergab sich das wohl bis heute größte Nachhaltigkeitsprojekt im Berliner Immobiliensektor: Im Ostteil der Stadt gab es 1990 rund 273.000 Plattenbauwohnungen. Mit der Entscheidung, diese zu sanieren und nicht zugunsten von Neubauprojekten abzureißen, hat das Land Berlin eine sehr nachhaltige Entscheidung getroffen. „Es gab große Diskussionen dazu, ob Abriss und Neubau der bessere Weg wäre“, erinnert sich Ralf Protz von der STADT UND LAND. „Letztendlich konnte die Berliner Politik durch umfangreiche Untersuchungen und Analysen davon überzeugt werden, dass es volkswirtschaftlich vorteilhafter wäre, diese Wohngebäude zu erhalten. Schließlich war es so möglich, die Kosten und damit die Mieten in einem vertretbaren Bereich zu halten, und die Bewohner konnten in ihrem sozialen Umfeld verbleiben.“

Die STADT UND LAND gehörte zu den ersten Antragstellerinnen, um die Sanierung von Plattenbausiedlungen fördern zu lassen: Ab 1993 konnten auf diese Weise mehrere Tausend Wohnungen in Treptow und Hellersdorf auf einen modernen Wohnstandard gebracht werden.

Was ebenso zur Nachhaltigkeit beigetragen hat, war die Trennung der Betriebskosten von der Grundmiete nach der Wende. Mieter*innen im Osten konnten so erstmals nachvollziehen, welche Kosten sie tatsächlich verursachen. In der Regel führte dies zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit den Ressourcen. Insbesondere gehörte die bis dahin gängige Praxis, die Zimmertemperatur mittels Öffnen und Schließen des Fensters zu regulieren, der Vergangenheit an. Die Betriebskosten waren zu DDR-Zeiten subventioniert und in den allermeisten Fällen Teil der Miete. Überhaupt waren die DDR-Mieten, die sich zwischen 80 Pfennig und 1,25 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche bewegten, nicht nur sehr günstig, sondern auch unwirtschaftlich.

Wer den Flair einer Plattenwohnung zu DDR-Zeiten erleben möchte, kann dies in der Museumswohnung der STADT UND LAND in Hellersdorf tun. In der Hellersdorfer Straße 179 befindet sich eine 3-Raum-Wohnung in einem Plattenbau des Baukombinats Cottbus vom Typ WBS 70 mit originalgetreuem Mobiliar. Hier hatte eine vierköpfige Familie Platz und zahlte dafür 109 Mark Miete. In Berlin leben aktuell immer noch mehr als 100.000 Menschen in Plattenbauten.

Zeitstrahl

Ökologische Stadterneuerung

In den 1990er-Jahren forcierte die STADT UND LAND den ökologischen Gedanken beim Bau und der Sanierung von Wohnungen: Mit einem Bundesforschungsprojekt zur „Ökologischen Weiterentwicklung der Großsiedlung Hellersdorf“ wurde der Grundstein für viele weitere Projekte gelegt. Das umfangreiche Begrünungsprogramm der Großsiedlung Hellersdorf, in dem über 800.000 Quadratmeter Freifläche kultiviert, 70 Wohnhöfe neu gestaltet, 520 Fassaden begrünt und über 12.000 Bäume gepflanzt wurden, stellt ein besonderes Beispiel nachhaltiger Entwicklung dar.

Ein weiteres wegweisendes Beispiel ist das Sanierungsprojekt im Kienbergviertel in Hellersdorf 1996/97. Um die Gebäude energetisch effizienter und nachhaltiger zu machen, kamen hier bereits Photovoltaikanlagen zum Einsatz; ebenso Anlagen zur Brauchwassernutzung. Aus heutiger Sicht wären diese Maßnahmen nichts Besonderes, aber vor knapp 30 Jahren waren sie ein wichtiger Schritt in eine nachhaltige Transformation des Wohnungssektors.

1998 baute die STADT UND LAND 25 Niedrigenergiehäuser in Altglienicke mit einer besonders effizienten Wärmedämmung und Solartechnik auf dem Dach. Dadurch ließ sich der Heizwärmebedarf so niedrig halten, dass er 25 Prozent unter dem Grenzwert der Wärmeschutzverordnung von 1995 lag. Nach heutigen Maßstäben mag das gering erscheinen, doch damals war es ein innovativer Schritt.

Ein Jahr später folgten die „5-Liter-Häuser“ – ein Modellprojekt im Distelfinkweg in Berlin-Buckow. Nach einem noch nachhaltigeren Energiekonzept ließ die STADT UND LAND hier vier Doppelhäuser bauen, die nur noch 50 Kilowattstunden, respektive fünf Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche, für Heizung und Warmwasser verbrauchten. Hier kam neben Photovoltaik und effizienten Haushaltsgeräten auch Technik zum Einsatz, die heute als „Smart Home“ bezeichnet wird.

Nachhaltig ins neue Jahrtausend

In den Nullerjahren nahm die Nachhaltigkeitsstrategie dann nochmal richtig Tempo auf. Die STADT UND LAND erhielt als bundesweit erstes städtisches und als europaweit fünftes Wohnungsbauunternehmen das Umweltzertifikat „EMAS“ der Europäischen Union.

2012/13 folgte die größte Photovoltaikanlage in Deutschland: Das „Zuhause-Strom“-Projekt wurde auf den Dächern von 50 Mietshäusern in Hellersdorf errichtet, in denen rund 3.000 Mietparteien leben. Diese haben seitdem die Möglichkeit, den Solarstrom von ihrem Hausdach zu nutzen.

Die im Gelben Viertel in Hellersdorf installierte Mieterstromanlage produziert pro Jahr rund 1,6 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom. Auf den 50 Dächern liegen 8.000 Solarelemente. Sie entsprechen einer Fläche von sechs Fußballfeldern.

Inzwischen folgen alle Neubauprojekte der STADT UND LAND sehr hohen Nachhaltigkeitsstandards. Seit 2021 baut das Unternehmen im Neuköllner Quartier „Buckower Felder“ über 700 Wohnungen. Für die innovative, ökologische, klimabewusste und zukunftsweisende Planung gab es noch im selben Jahr den Anerkennungspreis für herausragende Projekte öffentlicher Einrichtungen im Rahmen des Wettbewerbs „Klimaschutzpartner des Jahres“ von der IHK Berlin. Die „Buckower Felder“ sind ein durch und durch nachhaltiges Quartier, das sich über mehr als 15 Hektar erstreckt. Die ersten Wohnungen sind seit August 2024 bezugsfertig.

Das Quartier zeigt eindrucksvoll, „dass wirksame Klimaschutzmaßnahmen sehr gut zu wirtschaftlichem Bauen und sozialem Wohnungsbau passen“, sagte die damalige Berliner Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther. „Der Energiebedarf des Quartiers wird deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben liegen, die Wärmeversorgung soll CO2-neutral erfolgen. Die Dachflächen werden zu mindestens 80 Prozent begrünt und dienen der Regenwasserbewirtschaftung. Anlagen für den Fuß- und Radverkehr werden besonders berücksichtigt, E-Mobilität gefördert und ein weitgehend autofreies Quartier geschaffen. Das Quartier liefert einen überzeugenden Beleg, wie sich dringend benötigter Wohnraum in neuen klimaschonenden Quartieren schaffen lässt.“

Die STADT UND LAND war und ist mit der Unterzeichnung des Berliner Klimaschutzabkommens, der Anerkennung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und der Berichterstattung ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dies ist derzeit wichtiger denn je: Die STADT UND LAND ist sich als Wohnungsbauunternehmen ihrer Verantwortung bewusst, weiterhin alles zu tun, um die Vision Klimaneutralität im Gebäudesektor Wirklichkeit werden zu lassen. Dieses Engagement der STADT UND LAND ist kein Selbstzweck, sondern soll den Mieter*innen noch mehr Sicherheit für bezahlbares Wohnen auch in der Zukunft geben.

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