S-Bahn von oben

Nächster Bahnhof: Endstation! Oder: Wann waren Sie zuletzt in Königs Wusterhausen?

Viele steigen täglich in ihre Bahn, fahren regelmäßig die gleichen Strecken zur Schule oder zur Arbeit. Doch wann fährt man mal wirklich bis ans Ende der Linie? Wann schaut man sich mal die Endstationen an, die man jeden Tag angeschrieben sieht? STADT UND LAND – Das Magazin ist einfach mal in der Bahn sitzengeblieben und hat sich einige eher unbekannte Endpunkte bekannter Linien angeschaut: Kommen Sie mit nach „janz weit draußen“.

U-Bahnhof Hönow – ein Schritt vor Brandenburg

Wer mit der U5 aus der Innenstadt Richtung Hellersdorf fährt, landet am U-Bahnhof Hönow. Dieser Bahnhof ist der höchstgelegene der Stadt und einer von 52 oberirdischen. Sein Name führt oft in die Irre: Hönow gehört zu Brandenburg, doch der Bahnhof liegt noch in Berlin. Erst ein Schritt aus dem östlichen Ausgang Richtung Mahlsdorfer Straße bringt einen ins benachbarte Bundesland. So endet die U-Bahn im B-Bereich, während sich die gleichnamige Bushaltestelle schon im C-Bereich befindet.

Der Bahnhof wurde 1989 eröffnet, um die neuen Wohngebiete in Hellersdorf zu erschließen. 150.000 Menschen mussten an die Stadt angebunden werden. Da die S-Bahn nicht infrage kam, entschied man sich für die U-Bahn, die zuvor am U-Bahnhof Tierpark endete.

Wer den Bahnhof verlässt und Hönow-Dorf ansteuert, findet dörflichen Charakter am Rande Berlins. Die im Mittelalter erbaute Dorfkirche zeugt von der langen Geschichte Hönows, die vermutlich im 13. Jahrhundert mit der Besiedlung durch die Wenden begann. Neben der Kirche liegt der Blocksberg, um den sich zahlreiche Spukgeschichten ranken und der einen Ausflug nach Hönow noch spannender macht.

U-Bahnhof Rudow – mit der Bahn zu den Büffeln

Die U 7 verbindet auf 31,8 Kilometern Spandau mit Neukölln und endet am U-Bahnhof Rudow. Die langjährige Planung und die Fertigstellung 1972 hingen eng mit den neuen Großwohnsiedlungen wie Britz und Gropiusstadt zusammen. Später erwog man eine Verlängerung der Strecke bis zum BER, doch bislang erhielt der Flughafen noch keinen U-Bahnanschluss. Heute verbindet ein Bus den Endbahnhof Rudow mit dem BER.

500 Meter entfernt existierte früher der ursprüngliche Bahnhof Rudow – als Bahnhof der Eisenbahn: Bis 1955 fuhren dort Personenzüge ab. Für Güterverkehr wurde er sogar bis 1982 genutzt. Wegen der Teilung Berlins stellte man den Zugverkehr nach und nach ein. Heute steht dort ein Baumarkt.

Im nahegelegenen Landschaftspark Rudow-Altglienicke gibt es weniger Pferdestärken, aber mehr starke Tiere: Kühe und vor allem Wasserbüffel pflegen von April bis November die Wiesen und sind seit zehn Jahren beliebte Fotomotive. Die nassen Wiesen lassen sich schwer mit Maschinen mähen, daher sind die Wasserbüffel eine kostensparende Alternative.

S-Bahnhof Teltow Stadt – die Rübchenstadt

Noch bevor Teltow Stadt 2005 einen eigenen S-Bahnhof erhielt und damit an den Berliner Nahverkehr angeschlossen wurde, stellte man 1997 die gesamte Altstadt unter Denkmalschutz. Archäologische Funde belegen eine Besiedlung des Gebiets bereits von 300 bis 400 vor Christus. Erstmals namentlich erwähnt wurde Teltow im Jahr 1265.

Der S-Bahnhof Teltow Stadt sollte übrigens nicht mit dem Bahnhof Teltow verwechselt werden, der bereits 1901 eröffnet wurde und dem Regional- und Güterverkehr dient. Wichtiger für die Stadt war jedoch die Eröffnung des Teltowkanals 1906. Sie legte den Grundstein zur Industriestadt, zu der sich Teltow in den Folgejahren entwickelte. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist die Schleuse in Kleinmachnow – ideal für einen Ausflug entlang des Kanals.

Übrigens: Teltow wird auch die Rübchenstadt genannt. Das Teltower Rübchen, eine besonders schmackhafte Speiserübe, wird seit 300 Jahren in der Gegend angebaut. Die Teltower*innen lieben ihr Rübchen so sehr, dass sie ihm alljährlich Anfang Oktober ein eigenes Fest widmen.

S-Bahnhof Erkner – Maulbeerbaum und Blumenuhr

Im Oktober 1852 eröffnete einer der ersten Bahnhöfe auf der Strecke von Berlin nach Frankfurt (Oder). Das heutige Bahnhofsgebäude kam gut 50 Jahre später hinzu. Ursprünglich plante man den Bahnhof als Pferdewechselstation, doch die Erfindung der Dampflok machte diese Pläne schnell zunichte. Mit der besseren Anbindung Berlins an das Brandenburger Umland wurden der Dämeritzsee und die Woltersdorfer Schleuse rasch beliebte Ausflugsziele.

Auch in Erkner selbst konnten Besuchende damals wie heute die Natur genießen. Mitten in der Stadt steht ein Maulbeerbaum, das letzte Überbleibsel einer Plantage mit 1.500 Bäumen, die Friedrich II. 1752 anlegen ließ. Daneben blüht eine Blumenuhr.

Fans der S-Bahn kennen Erkner aus einem anderen Grund: 1928 eröffnete hier die Triebwagenhalle. Bis zur Jahrtausendwende wartete und reparierte man dort regelmäßig S-Bahnzüge. Danach zogen die Museums- und Traditionszüge der S-Bahn und der Verein „Historische S-Bahn“ ein. 2010 musste jedoch wieder Platz geschaffen werden, da die Kapazitäten der S-Bahn nicht mehr ausreichten. Organisatorisch an das Werk Friedrichsfelde angeschlossen, bleibt die Triebwagenhalle mindestens bis 2027 in Betrieb.

Die Ausflügler*innen aus Berlin kommen weiterhin, und heute ergänzt der Werksverkehr zur Tesla Gigafactory den Betrieb in Erkner.

S-Bahnhof Königs Wusterhausen – Stadt mit Radiogeschichte

Königs Wusterhausen, kurz „KW“, liegt näher am Berliner Zentrum als an Potsdam oder Lübben. Dennoch besuchen Berliner*innen diesen S-Bahn-Endpunkt eher selten, es sei denn, sie pendeln beruflich. Als bedeutender Umsteigepunkt für Reisende hat der Bahnhof seinen Ruf verdient. Eröffnet 1866, erhielt er 1893 seine heutige Form. Die Strecke Berlin – Königs Wusterhausen – Cottbus – Görlitz, die 1967 in Betrieb ging, machte ihn zu einem wichtigen Knotenpunkt. Heute steht der Bahnhof unter Denkmalschutz.

Besonders erwähnenswert ist das Blindenheim, das 1901 eröffnet und 1952 um eine Blindenschule erweitert wurde. Diese Schule war in der DDR die einzige, an der blinde Kinder das Abitur ablegen konnten. Das Stadtwappen mit seinen drei Funktürmen verweist auf eine andere historische Bedeutung des Ortes. 1920 nahm man auf dem „Funkerberg“ den ersten Rundfunksender in Betrieb, den Vorläufer des Radios. Die Funktürme und technischen Einrichtungen sind heute Teil eines Museums.

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