Späti mit Tradition

Seit 20 Jahren verkaufen Turan Razi (l.) und sein Schwiegervater Erdogan Kilic Snacks und Getränke an kleine und große Stammkunden
© Photothek // Kira Hoffman
In einem „Späti“ oder „Spätkauf“ können Menschen bis tief in die Nacht Getränke, Snacks oder Tabakwaren erwerben. In Schöneweide gibt es mindestens zwei solcher Läden – nahe beieinander, aber doch sehr unterschiedlich. „Zwei Welten, die nur 300 Meter voneinander entfernt sind“, so beschreibt Turan Razi seine beiden Spätis in Schöneweide. „Früher hieß das einfach Kiosk. Heute ist es ein Späti. Ich kann damit leben, auch wenn das Geschäft in der Hasselwerder Straße Kiez-Shop heißt.“
Den Späti in der Hasselwerder Straße 3, direkt gegenüber der „Schule an der alten Feuerwache“, eröffnete er vor mehr als 20 Jahren. „Das war im Prinzip der erste Späti in Niederschöneweide. Alle anderen kamen erst später“, erzählt Turan Razi stolz. Mit 23 Jahren wollte er sein eigenes Geschäft eröffnen. Gelernt hatte er im väterlichen Spätkauf in Neukölln. Den Standort fand er per Zufall: „Ich bin mit dem Auto vorbeigefahren und habe plötzlich im Rückspiegel diese Werbung auf dem Schaufenster gesehen. Nach einem Anruf bei der STADT UND LAND dauerte es nicht mehr lang bis zur Eröffnung.“
Die Gegend rund um den Bahnhof Schöneweide war damals noch eine andere. Das Zentrum Schöneweide war frisch eröffnet, und es gab deutlich weniger Geschäfte entlang der Schnellerstraße. Was es damals schon gab, war die Grundschule gegenüber vom Späti. Einige der ersten Stammkundinnen und -kunden kommen dementsprechend noch heute. Turan Razi hat gesehen, wie sie groß geworden sind: „Eine Kundin, Josie, war hier schon als Zehnjährige. Heute kommt nicht nur sie, sondern auch ihre Tochter, die jetzt auf die Schule geht.“ Und auch wenn Josie heute keine Gummitiere mehr kauft: Die Nachfrage bleibt hoch. „Am besten laufen Gummischlangen, aber wir probieren auch immer Neues aus.“ Bei der Entscheidung, was ins Sortiment aufgenommen wird, setzt der Besitzer auch mal auf die Meinung seiner Töchter.
Die andere Welt von Turan Razi liegt 300 Meter entfernt, in der Schnellerstraße 127, gegenüber vom Bahnhof Schöneweide. „Klar, das ist auch ein Späti, aber das Angebot und die Kunden unterscheiden sich einfach.“ So sind Getränke wie Capri-Sun gegenüber der Schule ein bisschen preiswerter, dafür ist das Angebot an Rauchzubehör in der Schnellerstraße größer. Hinzu kommen weitere Angebote wie Postservice, Verkauf von BVG-Tickets oder Lotto. Lotto war auch der Grund, warum Turan Razi vor neun Jahren hier seinen zweiten Späti eröffnete. Auch vorher gab es hier ein ähnliches Geschäft, in dem er selbst regelmäßig Lotto spielte. Als die Besitzerin den Laden abgeben wollte, meldete er direkt Interesse an. Dass auch hier die STADT UND LAND Vermieterin ist, war ein glücklicher Zufall.
Durch ihren direkten Kontakt zu den Menschen spüren Turan Razi und seine Mitarbeiter auch die Veränderungen im Kiez deutlich: „Der Kiez hat sich verändert. Es ziehen mehr Menschen von außerhalb hierher. Es fühlt sich ein bisschen weniger nach Berlin an.“ Den Standort zu wechseln, kommt für ihn aber nicht infrage. Seit zwei Jahren ist der ehemalige Britzer auch amtlich Köpenicker und wohnt ganz in der Nähe seiner beiden Geschäfte.
Turan Razi weiß auch, was er für eine Verantwortung hat, gerade mit einem Geschäft gegenüber einer Grundschule. So achtet das Team darauf, dass Energydrinks erst an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft werden. Er ergänzt: „Und wir würden auch keinem Erstklässler eine Cola verkaufen.“ Personen, die Alkohol vor dem Laden trinken wollen, werden gebeten, dies woanders zu tun.
KIEZ-SHOP / LOTTO ZEITUNGEN
Inhaber: Turan Razi
Kiez-Shop
Hasselwerderstraße 3
12439 Berlin
Lotto Zeitungen
Schnellerstraße 127
12439 Berlin
Öffnungszeiten
Beide Standorte:
Mo – Sa: 6 – 23 Uhr