Bauen, bauen, bauen – das war in den vergangenen Jahren meist der Grundtenor, wenn in Berlin über den Wohnungsmarkt diskutiert wurde.
Vor knapp zehn Jahren haben die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften nach Vorgabe des Berliner Senats ihren Schwerpunkt auf den Neubau gelegt, so auch die STADT UND LAND. Doch was passiert mit dem Bestand? Von kleinen Reparaturen bis zur großen Sanierung? Wie gelingt in schwierigen Zeiten eine gute Balance zwischen Bestandspflege und Neubau – in einer wachsenden Stadt, die auch Klimaschutzziele erreichen möchte?
Zwei Etagen extra: In der Barnetstraße 60 bis 67 wurde die Dachaufstockung in Holzbauweise errichtet.
Es beginnt bereits mit der Sprache. Die genauen Begriffe auseinanderzuhalten ist gar nicht so einfach, sofern man nicht in der Baubranche arbeitet: Was ist der Unterschied zwischen einer Instandhaltung und Instandsetzung? Was ist eine Modernisierung? Und ab wann spricht man von einer Sanierung? Und wer es besonders genau nimmt, kennt auch noch die Kleinreparatur und die modernisierende Instandsetzung. Alles klar?!
Das Beispiel Barnetstraße
Im Ortsteil Lichtenrade wurde in der John-Locke-Siedlung ein besonders gelungenes Bauvorhaben abgeschlossen. Das Viertel ist geprägt von Bauten aus den 1960er-Jahren, ein typisches Neubaugebiet am Stadtrand von WestBerlin, mit guter Nahversorgung und großen Grünflächen. Viele junge Familien sind in den Jahren des Babybooms aus unsanierten Altbauwohnungen in die Hochhäuser mit modernen, hellen Wohnungen sowie zeitgemäßen Badezimmern gezogen. Gut fünfzig Jahre nach der Entstehung mussten die Bauten der John-Locke-Siedlung in den Jahren 2013 bis 2021 grundlegend saniert werden – von der Strangerneuerung bis zur energetischen Sanierung. „Obwohl das Thema Neubau zurzeit sehr im Fokus steht, darf auch der Substanzerhalt im Bestand nicht vernachlässigt werden. Nach 50 Jahren wurde es höchste Zeit, in Lichtenrade wieder zu investieren“, erklärte Ingo Malter, Geschäftsführer der STADT UND LAND bei der Halbzeitbilanz im Jahr 2016.Das Versprechen, in den Bestand zu investieren, hat die STADT UND LAND bis heute wörtlich genommen. Nicht nur mit Bestandspflege zum Erhalt, sondern auch mit innovativen Ideen zu einer verantwortungsvollen Weiterentwicklung, wie dies die Häuser Barnetstraße 60 bis 67 exemplarisch zeigen. Auf dem Gebäude mit drei Etagen und 64 Wohnungen wurde eine Dachgeschossaufstockung mit 32 weiteren Wohnungen errichtet – und dies in moderner Holzbauweise. Damit hat die STADT UND LAND gleich mehrere Ziele gemeinsam in den Fokus gerückt: Im Zuge einer geglückten Nachverdichtung wurden neue Wohnungen geschaffen. Holz garantiert als nachwachsendes Material zudem ein nachhaltiges Bauen mit einer verantwortungsvollen Klimabilanz. Andere Länder wie Schweden, Finnland oder auch die Niederlande machen es seit längerer Zeit bereits vor: Holzbau liegt wieder voll im Trend, auch ästhetisch. Immer mehr Architekten setzen das Material gezielt ein. Auch die beiden neuen Etagen in der Barnetstraße 60 bis 67 können sich sehen lassen. Mit ihrer schlichten, skandinavischen Ästhetik ergänzen sie stimmig die funktional-modernen Bauten aus den 1960er-Jahren. Über zwei neue Vollgeschosse verteilen sich zehn Zwei-Zimmer-Wohnungen, 16 Drei-Zimmer-Wohnungen sowie sechs Vier-Zimmer-Wohnungen. Alle Wohnungen haben einen Balkon. Auch für die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner hat sich die Auf stockung am Ende gelohnt. Denn im Zuge der Baumaßnahmen wurden gleich die Treppenhäuser instand gesetzt und erstmals Aufzüge eingebaut. Davon profitieren nun die Mieterinnen und Mieter auf allen Etagen. „Das ist natürlich eine echte Win-win-Situation, wenn wir mit einem Bauvorhaben sowohl neuen Wohnraum schaffen als auch den Bestand instand setzen können“, so Ingo Malter. „Natürlich ist jede Baumaßnahme zunächst mit Lärm und Schmutz verbunden. Aber dank der Holzbauweise konnten wir auch die Beeinträchtigungen insgesamt geringer halten als bei einer klassischen Dachaufstockung in Massivbauweise.“
Hohe Investitionen für anspruchsvolle Aufgaben
Die STADT UND LAND nimmt das Ganze in den Blick – Neubau und Bestandspflege. So hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 insgesamt 75,4 Mio. EUR investiert, um die Bestandsgebäude kontinuierlich zu erhalten und zu verbessern. Für die Neubauprojekte wurden 188,1 Mio. EUR ausgegeben. Die laufenden Sanierungsmaßnahmen in der Neuköllner Planetensiedlung sollen 2023 abgeschlossen werden. Auch im Crellekiez in Tempelhof-Schöneberg, im Kosmosviertel in Treptow-Köpenick und in Marzahn-Hellersdorf hat die STADT UND LAND anspruchsvolle Sanierungen und Modernisierungen durchgeführt: Das Bauvolumen für Instandhaltung, Sanierung und Modernisierung liegt im Zeitraum von zehn Jahren bei 1.273,6 Mio. EUR. Die Investitionsschwerpunkte im Rahmen der Sanierungs- und Modernisierungsprojekte liegen in der ersten Planungshälfte im Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit einer Investitionssumme von 195 Mio. EUR.• In der zweiten Planungshälfte liegt der Schwerpunkt in Neukölln mit Gesamtinvestitionen von 223 Mio. EUR